Inhalt und Grundlage der Datenbank
Die Datenbank erschließt die Akten der Polizeidirektion Bremen über
Entlassungen aus dem bremischen Staatsverband, die sich im Staatsarchiv
Bremen befanden und z.T. noch befinden (Archivsignatur 2-P.8.A.12.b.4.).
Sie betrifft nur bremische Staatsangehörige aus der Stadt Bremen und
dem bremischen Landgebiet, also auch nicht aus Vegesack und Bremerhaven.
Nach dem Beitritt Bremens zum Norddeutschen Bund 1867 traten im Staatsangehörigkeitsrecht
wesentliche Änderungen ein. An die Stelle der Kündigung des Bürgerrechts
und der Beantragung von Emigrationsscheinen, wenn man den Bremer Staat
auf Dauer verlassen wollte, trat der Antrag auf Entlassung aus dem Staatsverband.
Dieser war aber nur dann noch erforderlich, wenn der Staatsangehörige
auch den Norddeutschen Bund bzw. (seit 1871) das Deutsche Reich verlassen
wollte. Waren vorher auch Umzüge in die Umgebung Bremens konsenspflichtig,
so waren es jetzt nur noch Auswanderungen in das Ausland. Aber auch dafür
konnten Anträge unterbleiben, da nach zehnjährigem Aufenthalt
im Ausland die deutsche Staatsangehörigkeit von selbst erlosch.
Die Vorgänge der Polizeidirektion in Bremen über diese Entlassungen
aus dem Staatsverband reichten von 1866 – 1902. Davon ist nur ein Teil
erhalten, nämlich die Vorgänge von Juni 1874 – Februar 1875,
September 1876 – Dezember 1878, März 1880 – Februar 1887 und von Januar
1894 – Oktober 1902. Die Vorgänge waren von 1 – 2300 durchnummeriert.
Erhalten sind die Nummern 603 – 633, 709 – 778, 816 – 999, 1003 – 1495,
2001 – 2300. Dazu kommen einige weitere Nummern, die nicht bzw. nicht mehr
belegt sind, so daß von den ehemals 2300 Vorgängen etwa 1250
fehlen.
Von den fehlenden Vorgängen war ein großer Teil vor dem
2. Weltkrieg im Staatsarchiv noch vorhanden. In den 30er Jahren erstellte
Kapitän G. Wehner von der „Maus“ ein alphabetisches Verzeichnis für
die Nummern 1 – 1495, von denen damals nur etwa 50 Nummern fehlten, während
heute kaum mehr als die Hälfte der Nummern vorhanden ist. Deshalb
muß das Verzeichnis von Kapitän Wehner heute besonders für
die Jahre 1866 – 1874 und für 1879 die verlorene Original-Überlieferung
ersetzen.
Die Datenbank gründet sich für die Jahre 1866 – 1887 auf das
Verzeichnis aus der Vorkriegszeit. Überprüfungen und Ergänzungen
konnten nur dort vorgenommen werden, wo die Originalüberlieferung
noch vorhanden ist. Für die Jahre 1892 – 1902 sind die Daten hingegen
mit größerer Vollständigkeit aus den Originalvorgängen
neu erhoben.
Aufbau der Datenbank
Die Datenbank ist entsprechend der unterschiedlichen Erhebungsform zweigeteilt,
der 1. Teil für 1866 – 1887,
der 2. Teil für 1892 – 1902.
Im 1. Teil sind nur die Namen der eigentlichen Auswanderer, für
die der Antrag gestellt ist, nicht die in den Anträgen mitgenannten
Angehörigen aufgenommen.
Als Herkunftsort ist im 1. Teil stets Bremen eingesetzt, obwohl auch
Einwohner aus bremischen Landgemeinden darunter sein können. Nicht
zu erwarten sind hier Einwohner aus Vegesack oder Bremerhaven, da sie die
Entlassung nicht bei der Polizeidirektion, sondern beim Amt Vegesack bzw.
Bremerhaven beantragten. Im 2. Teil beruht die Angabe des Herkunftsorts
(stets Bremen) auf Erhebung. Ist kein Herkunftsort angegeben, handelt es
sich entweder um nicht ausgewanderte Angehörige oder um Vorgänge,
auf die nur verwiesen wird.
Die Zielorte waren in der Grundlage für den 1. Teil nicht immer
angegeben, soweit möglich wurden sie hier aus den Vorgängen über
die Entlassung in den Staatsverband ergänzt. Für den 2. Teil
sind sie vollständig erhoben.
Die Berufe der Auswanderer sind im 1. Teil nur zum Teil berücksichtigt,
im 2. Teil sind sie für die Hauptbetroffenen vollständig erhoben.
Die Zeit des Antrags fällt nicht immer mit dem Auswanderungsjahr
zusammen, gelegentlich wurde die Auswanderungsabsicht gar nicht ausgeführt,
was dann in den Bemerkungen angegeben ist.
Unter Bemerkungen sind im 2. Teil auch Geburtsdatum und –ort des Auswanderers
vermerkt, ggf. auch das Auswanderungsschiff. Angegeben sind hier auch Verwandtschaftsverhältnisse
zu miterfassten Angehörigen und Namensänderungen. Die mitgenannten
Angehörigen sind mit dem Hauptbetroffenen (meist der Antragsteller)
über die Spalte Bezugsperson verknüpft.
Einige Vorgänge bestehen nur aus Verweisen auf Akten über
die Aufnahme in den Staatsverband. In diesen Fällen ist unter Bemerkungen
Natural(isations-)Akte (oder Bürgerrechtsakte) mit Nummer und Jahrgang
(oder mit Tagesdatum) angegeben. Wenn ein Bürger eine ausländische
Staatsangehörigkeit erworben hatte, und nach Bremen dauerhaft zurückkehrte,
wurde er naturalisiert. Es handelt sich also um einen Rückwanderer.
Sein Auswanderungsvorgang wurde dann der Naturalisations- oder (Wieder-)Aufnahmeakte
zugefügt und kann unter 2-P.8.A.6.a.5. und der angegebenen Nummer
aufgefunden werden.
Als Quelle ist generell 2-P.8.A.12.b.4. mit der Nummer des Bandes und
des Vorgangs angegeben, jedoch sind alle mit * versehenen Nummern im 1.
Teil nicht mehr vorhanden und nur durch das Verzeichnis von Wehner erschlossen.
Entstehung der Datenbank
Das alphabetische Verzeichnis von Kapitän Wehner für die Jahre
1866 – 1887 entstand in den 30er Jahren maschinenschriftlich auf vollständigerer
Quellengrundlage, als es heute möglich wäre. Die Vorgänge
aus den Jahren 1892 – 1902 wurden 1999 von Frau U. von Reinken, Miglied
der „Maus“, erschlossen. Aus der Kartei wurde 1999 – 2000 von Herrn Karl Wesling,
Mitglied der „Maus“ eine Excel - Datei erstellt und zur
Benutzung sowohl im Computer als auch als alphabetisch geordneter Ausdruck
eingerichtet. Herr Wesling ergänzte auch fehlende Angaben für
den 1. Teil, insbesondere bei den Zielorten.
Die Datei enthält 2105 Datensätze
Ergänzende Quellen
Ältere Vorgänge zur Auswanderung von Bremer Bürgern finden
sich in der Datenbank Kündigung des Bürgerrechts
und Erteilung von Emigrationsscheinen von 1552-1870
Dort finden
sich in der Einleitung auch weitere Hinweise auf ergänzende Quellen.