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Labormobil


Labormobil der MPA Bremen

Innenausstattung: Blick nach hinten mit links vorne das Rasterelektronenmikroskop (REM), hinten links das Polaristaionsmikroskop und hinten rechts die Sputteranlage

Detailaufnahme des REM, ein XL30 von Philips mit einem EDAX-Röntgenmikroanalysesystem
Die Amtliche Materialprüfungsanstalt des Landes Bremen (MPA) hat Anfang der 1990er Jahre im Auftrag des damaligen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie im Rahmen mehrerer geförderter Projekte Labormobile entwickelt, die komplette rasterelektronenmikroskopische Laboratorien auf Rädern darstellten, die ersten weltweit.

Durch die gerätetechnische Ausstattung der Labormobile war es möglich, entnommene Proben vor Ort zu analysieren und somit wichtige Fragestellungen sofort zu beantworten. Im Rahmen der BMBF-Projekte sind diese Fahrzeuge für die Untersuchungen an Baudenkmälern eingesetzt worden. Im Dialog der Laborwagenbesatzung (Geowissenschaftler, Physiker, Biologen) mit den Restauratoren wurde hierbei eine Optimierung der Probennahme, hinsichtlich Größe (oft genügt 1 mm2 Probenmaterial) und Anzahl der zu entnehmenden Proben möglich.

Ein Stereomikroskop (bis zu 50-fache Vergrößerung) diente der ersten Erfassung des Untersuchungsobjektes nach der Entnahme und ermöglichte die Präparation auch kleinster Proben. Eine schnelle Dokumentation dieser ersten Untersuchungsschritte wurde durch die Kopplung des Lichtmikroskopes mit einem Farbmonitor und Farbvideoprinter ermöglicht.

War die Einbettung der Proben in Kunstharz notwendig, bestand im Labormobil die Möglichkeit dazu. Ein Sägemikrotom stand zur Herstellung von An- und Dünnschnitten zur Verfügung, die anschließend mit Hilfe eines Polarisationsmikroskopes (bis zu 500-fache Vergrößerung) ausgewertet werden konnten.

Das Herz des Laborwagens war ein Rasterelektronenmikroskop. Die zu untersuchende Probe konnte mit einer lateralen Auflösung bis in den nm-Bereich betrachtet werden. Darüber hinaus waren Materialuntersuchungen durch verschiedene Signalarten möglich (SE-Signal zur Abbildung der Oberflächentopographie, RE-Signal zur Darstellung des Materialkontrastes). Durch ein angeschlossenes EDX-System (energiedispersive Röntgenmikroanalyse) konnte die Elementzusammensetzung des Materials bestimmt werden.

Um Proben im Rasterelektronenmikroskop untersuchen zu können, müssen diese elektrisch leitfähig sein bzw. beschichtet werden. Für diesen Präparationsschritt standen im Laborwagen eine Sputteranlage zum Beschichten der Probe mit Platin, Gold oder Silber sowie ein Kohlebedampfungsaufsatz zur Verfügung.

Im Rahmen der Denkmalpflegeforschung und -konservierungsforschung waren die Einsatzgebiete der Labormobile im Rahmen von Untersuchungen an historischen Wandmalereien, an Natursteinobjekten, an Ziegeln und Terracotten, im Fachwerkbau und bei der Erforschung von Schäden an historischen Glasfenstern angesiedelt. Hierbei stellten sich im Einzelnen folgende Fragestellungen, die vor Ort beantwortet werden konnten:

  • Analyse auftretender bauschädlicher Salze
  • Pigmentanalysen
  • Mörtelanalysen (auch semiquantitativ)
  • Analyse verwendeter anorganischer Bindemittel
  • Untersuchungen von Krusten, Belägen und Ausblühungen
  • Untersuchungen von Gefügeveränderungen (Natursteine und künstliche Baustoffe)

Ergänzt wurden die mikroskopischen Möglichkeiten durch nass-chemische Einrichtungen, hinsichtlich biologischer- und Bindemittelanalytik.

Eindrücke und Impressionen von Labormobil-Einsätzen


Einsatz am Aachener Dom
 

In Rochlitz an einer Kirche mit Feldstein-, Ziegel- und Fachwerkmauerwerk.

Im Sommer in Chorin (Brandenburg) mit Gänsebegleitung


Im Winter in Elrich (Harz)

 

 

 

 

 

 

 

Im Jahre 1990, noch vor der Wiedervereinigung, besuchten während einer Untersuchungskampagne am Erfurter Dom der damalige Forschungsminister der BRD, Heinz Riesenhuber (links im Bild), und der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Mazière (mitte), den Laborwagen

 

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